Fachleute
Auswirkungen von exzessivem Pornografie- und Cybersexkonsum auf Sexualität und Partnerschaft und Wechselwirkungen mit sexueller Gewalt. Prävention und Behandlungsansätze bei Porno-/ Cybersexsucht
Tabea Freitag, Dipl. Psych., Psychologische Psychotherapeutin in eig. Praxis, 2008 Gründung und seither Co-Leitung von return Fachstelle Mediensucht und-erziehung (
www.return-mediensucht.de), Autorin und Referentin (
www.tabea-freitag.de)
Wechselwirkungen zwischen Pornografie und sexueller Gewalt sind vielfältig –
von den Inhalten der überwiegend gewaltverherrlichenden Mainstream-Pornografie (vgl. Bridges et al, 2010) und vielfach brutalen Herstellungsbedingungen einschließlich moderner Sklaverei über die Konditionierung von sexueller Erregung auf Gewaltphantasien und –wünsche bei den Konsumenten/innen, der Sucht- und Steigerungsdynamik hin zu härteren Inhalten bis hin zur Nachahmung von Gewaltpraktiken und Grenzverletzungen sowohl in erwachsenen Beziehungen und Dates als auch unter Kindern und Jugendlichen.
Der Einfluss von frühem Pornografiekonsum auf die Zunahme von sexuellem Missbrauch wurde in zahlreichen Studien belegt. Dabei werden Jungen, die häufig Pornografie sehen, sehr viel häufiger zu Tätern, konsumierende Mädchen häufiger zu Opfern von sexuellem Missbrauch und Gewalt. Umgekehrt reinszenieren nicht wenige Opfer von sexueller Traumatisierung diese im Konsum harter Pornografie als Bewältigungsversuch.
Pornografie fördert bei Mädchen auch die Selbstwahrnehmung als Sexobjekt und in der Folge die Selbstvermarktung in Pornografie und Prostitution. Der scheinbar lukrative Einstieg über Plattformen wie Onlyfans wird in sozialen Medien massiv beworben. Durch die freie, ständige Verfügbarkeit und Normalisierung von Pornografiekonsum unter Jugendlichen wie Erwachsenen haben sich auch sexuelle Skripte und Beziehungsmuster verschoben.
Wo Sex ein Produkt und der (meist weibliche) Körper ein Konsumgut ist, das jederzeit und in unbegrenzter Auswahl zur Verfügung steht und nach eigenem Bedürfnis bewertet und verwertet werden kann, wird eine narzisstische Anspruchshaltung befördert: „Ich habe ein Recht auf Sex, wann immer, mit wem, mit wievielen und auf welche Weise ich will. Nur mein Bedürfnis zählt!“ Auswirkungen auf die Partnerschaft wie sexuelle Unlust und Vermeidung partnerschaftlicher Sexualität, partnerbezogene Impotenz, sexuell-emotionale Gefühllosigkeit und Unfähigkeit zu Intimität wurden in Studien vielfach belegt.
Hinzu kommt aber ein tabuisiertes Trauma, das immer mehr Frauen betrifft, aufgrund der Normalisierung von Pornografiekonsum aber mit viel Scham belegt und häufig verschwiegen wird: Wenn ein jahrelang verheimlichter Porno- oder Cybersexkonsum, nicht selten mit Übergängen zu analogen Affären oder Prostituiertenbesuchen, plötzlich auffliegt, bricht für die Partnerin eine Welt zusammen, ihr Vertrauen in den anderen und in sich selbst wird zutiefst erschüttert. Dieses Betrugstrauma („betrayal trauma“) löst häufig massive psychosomatische, Stress- und Trauma-Symptome aus und wird bislang kaum ernst genommen. Aussagen wie „Das machen doch alle Männer, das musst du tolerieren“ oder „dann musst du ihm mehr bieten“ verstärken Scham und Isolation oder den Druck, sich auch auf unstimmige sexuelle Handlungen einzulassen. Betroffene und Angehörige brauchen daher Verständnis und Unterstützung, um Wege zu finden, eine selbstbestimmte, stimmige und partnerschaftliche Sexualität und Intimität (wieder oder erstmals) zu finden und süchtige oder coabhängige Verhaltens- und Beziehungsmuster zu überwinden.
Am ersten Tag wird ein Verständnis pornografischer Sexualität und ihrer Dynamiken, Wirkungen insbesondere auf Kinder und Jugendliche und auf Beziehungen und Ansätze zur Prävention mit „Fit for Love?“ vorgestellt.
Am zweiten Tag stehen Behandlungsansätze bei Porno- und Cybersexsucht („Zwanghaftes Sexualverhalten“ (6C72) nach ICD11) und die Arbeit mit Angehörigen bzw. Paaren im Vordergrund.
Referentin
Dipl. Psych. Tabea Freitag, Psychologische Psychotherapeutin in eig. Praxis, 2008 Gründung und seither Co-Leitung von return Fachstelle Mediensucht und-erziehung (
www.return-mediensucht.de), Autorin und Referentin (
www.tabea-freitag.de)
Literatur:
Freitag, T. u. a.: Fit for Love? Prävention von Pornografiekonsum und sexueller Gewalt. Theorie und Praxis einer bindungsorientierten Sexualpädagogik.5. erweiterte Auflage 2024
Freitag, T.: Online betrogen? Wenn Porno- und Cybersexsucht die Beziehung belasten. Bestellung oder Download unter www.return-mediensucht.de
Seminarkostenstruktur:
Kartenarten der Veranstaltung | Kosten in € |
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Mitglieder THZN mit Frühbucherrabatt bis zum 11.08.2025 | 304,00 € |
Nicht-Mitglieder THZN mit Frühbücherrabatt bis zum 11.08.2025 | 324,00 € |
Mitglieder THZN ohne Frühbucherrabatt ab dem 12.08.2025 | 340,00 € |
Nicht-Mitglieder THZN ohne Frühbucherrabatt ab dem 12.08.2025 | 360,00 € |
Studierende ab dem 12.11.2025 | 100,00 € |
Seminarbedingungen:
10 % Frühbucherrabatt bis vier Monate vor Beginn der Veranstaltung.
Studierende, Arbeitslose, Psycholog*innen in Ausbildung können, falls die Fortbildungen einen Monat vor Beginn noch nicht ausgebucht sein sollten, für 50 € pro Veranstaltungstag teilnehmen.
Bei Rücktritt bis vier Wochen vor Seminarbeginn wird die Seminargebühr abzüglich einer Bearbeitungspauschale von 40 € zurückerstattet. Bei späterer Abmeldung ist die Rückerstattung nur dann möglich, wenn der Platz anderweitig vergeben werden kann.
Vereinsmitglieder des THZN erhalten auf die Workshops einen Preisnachlass von 20 €
Wir möchten darauf hinweisen, dass keine Schadensersatzansprüche gegenüber dem Veranstalter geltend gemacht werden können, wenn ein Seminar durch unvorhergesehene Ereignisse oder allgemien durch höhere Gewalt erschwert oder verhindert wird.